Was gehört im Business dazu, um authentisch zu sein oder authentisch zu bleiben? Geht es überhaupt?
Betrachte ich mein Umfeld, dann sehe ich:
- Mein Unternehmen, meine Firma, die ich voranbringen will, und die für mich Gewinnne abwerfen soll
- Meine Interessenten und Kunden, die ich gewinnen, erhalten, zufriedenstellen möchte.
- Mein sonstiges Umfeld (Bekannten, Familie, Freunde, Nachbarn, usw.) die alle für sich gesehen eine gewisse Erwartungshaltung in mich haben.
Und dazwischen stehe „ich“, der natürlich die Erwartungshaltungen aller erfüllen soll, andererseits aber sich selbst treu bleiben will.
Ein Beispiel:
Wenn mich nun ein Kunde mit einem Auftrag betrauen möchte und dabei Anforderungen hat, von denen ich selbst nicht überzeugt bin, habe ich folgende Möglichkeiten:
- Ich bleibe authentisch und riskiere, dass der Kunde den Auftrag an jemand anderen gibt.
- Ich bleibe authentisch, kann aber den Kunden dazu bringen, auf meine Vorstellungen einzugehen und riskiere dabei, dass der Kunde möglicherweise einen Teil seiner Authentizität aufgibt.
- Ich gehe auf den Kunden ein, muss mich dabei aber verbiegen, bleibe also nicht authentisch.
- Wir schließen einen Kompromiss und verbiegen uns beide.
Bei den Varianten 2 – 4 kommt es zu einer Zusammenarbeit mit dem Kunden. Aber werden die Geschäftspartner dabei wirklich glücklich? Wie hoch ist das Konfliktpotential?
Möglicherweise wäre also die Variante 1 die beste. Ich verzichte auf den Kunden und nutze die Zeit, mir die Kunden zu suchen, die es ermöglichen, dass wir beide (sowohl Kunde als auch ich) authentisch bleiben können.
Im Ergebnis: Meine Kunden passen zu mir. Und ich passe zu meinen Kunden.
Die Frage ist: Kann ich mir das leisten? Oder sollte ich mich doch besser verbiegen, um den Auftrag zu bekommen? Und kann oder will ich mir DAS dauerhaft leisten?
Dieses Beispiel kann man sicherlich auch in andere Bereiche übertragen.
Ehrlich gesagt:
Wenn ich mich so durch die Facebook- oder Twitter-Welt klicke, jucken mir so manches Mal die Finger, zu dem ein oder anderen Kommentar eine kritische Bemerkung zu schreiben – oder einfach nur einen blöden Kommentar loszulassen, um das Thema ins Lächerliche zu ziehen. Insbesondere wenn es um wirklich kritische Themen aus Wirtschaft oder Politik geht, ist meine Verwunderung oftmals sehr groß – und damit auch der Juckreiz in den Fingern.
Aber bin ich nun nicht authentisch, wenn ich einfach kopfschüttelnd den Mund halte? Weil ein Kommentar weder einen Nutzen für irgendjemanden hat noch sonst irgendwie etwas bringt?
Doch! Ich glaube schon. Anders wäre es, wenn ich eine Stellungnahme abgeben würde, die ich nur abgebe, um gut da zu stehen, hinter der ich aber nicht stehe.
Bis vor einigen Jahren – ich war bereits selbständig – hatte ich den Ehrgeiz, es jedem Recht machen zu wollen. Notfalls auch mal „verbiegen“ (um bei dem Begriff zu bleiben), um einen Auftrag zu erhalten oder zu behalten. Die Aufträge gingen alle mehr oder weniger in die Hose, oder bedeuteten einen erheblich höheren Kraftaufwand als erwartet. Auch bei meinen Vorträgen, Präsentationen und Veröffentlichungen versuchte ich brav zu bleiben und Konfliktpotentiale zu vermeiden.
Der Effekt: Ich erhielt selten Widerspruch. Aber ich erhielt auch selten Beifall.
In zunehmendem Maße fing ich an, mich etwas zu trauen, meine Meinung zu sagen, kritisch Stellung zu nehmen, aber ohne mich überall und bei jeder Gelegenheit einmischen zu müssen, nur um des Einmischens Willen.
Das Ergebnis: Es gab plötzlich Kritiker, die mir widersprachen. Aber ich erhielt in noch größerem Maße Freunde und Fans, die mir zustimmten und mich weiterempfahlen.
In seiner Blogparade fragt Mirko Lange nach „Professioneller Kommunikation im Spannungsfeld zwischen inszenierung und Authentizität“. Dies sind meine Überlegungen zu dem Thema. Ob ich die Fragen, die Mirko Lange in seinem Beitrag aufgeworfen hat, beantworten konnte? Ich glaube nicht.
Aber es wäre nicht authentisch gewesen, meine Meinung zu diesem Thema für mich zu behalten :-)
Was ich meinen Lesern mitgeben kann, ist:
Einfach mal ausprobieren !
- man selbst zu bleiben, sich nicht zu verbiegen
- auch mal klar Stellung zu beziehen
- authentisch zu sein.
Und dann beobachten, wie Sie sich fühlen.
Danach können Sie selbst entscheiden.
Berichten Sie mir über Ihre Erfahrungen.
Viele Grüße
Hubert Baumann
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