Der richtige Preis für Ihr Produkt

Der richtige Preis für Ihr Produkt

Dass Umsatz nicht gleichbedeutend mit Gewinn ist, hat sich hoffentlich bei jedem Jungunternehmer und Neugründer herumgesprochen. Um 1 EUR Gewinn zu erzielen, ist oft ein Vielfaches davon an Umsatz zu bewältigen. Wie viel dies genau ist, ist von vielen Faktoren abhängig, unter anderem von Branche und Produkt oder Dienstleistung.

  1. Die betriebswirtschaftliche Sicht (Fragestellung: Was kostet mich das Produkt?)
  2. Die Markt-Sicht (Frage: Welchen Preis kann ich für mein Produkt erzielen?)

1. Die betriebswirtschaftliche Sicht:

Hier empfehle ich eine Berechnung des Produktpreises aus der Sicht der Teilkostenrechnung. In diese Kostenrechnung fließen alle Kosten ein, die direkt mit der Herstellung oder der Anschaffung des Produktes anfallen.

Der Preis eines Produktes oder einer Dienstleistung hat zunächst zwei wesentliche Betrachtungsrichtungen:

Dieses ist nicht nur der Kaufpreis, sondern z. B. auch Beförderungskosten, Zölle, ggf. produktabhängige Löhne oder Lagerkosten usw. Bei einer Dienstleistung (also dem „Produkt Mensch“) sind dies sein Gehalt, sämtliche Nebenkosten, persönliche Verteilzeiten, Urlaub, Firmenfahrzeug usw. Wenn Sie sich ausschließlich „selbst verkaufen“, d. h. Ihre eigene Dienstleistung, ist hier der Betrag maßgebend, den Sie im Monat oder im Jahr mindestens verdienen wollen. Seien Sie hierbei aber bitte realistisch ! Sie können hier auch den Wert eintragen, den Sie mindestens für Ihren Lebensunterhalt benötigen. Wenn Sie nun alle diese Kosten zusammengestellt haben, kennen Sie den Wert, den Sie das Produkt tatsächlich in der Anschaffung oder in der Herstellung kostet. Dieses ist auch der Preis, den Sie mindestens beim Verkauf erzielen müssen, um keinen Verlust mit dem Produkt zu machen.

Beispiel:

Der errechnete Wert eines Produktes beträgt 100 EUR. Verkaufe ich dieses Produkt nun genau für 100 EUR, so habe ich zwar keinen Verlust gemacht, aber leider auch keinen Gewinn. Ich könnte also auf das Geschäft verzichten, ohne dass ich daraus einen finanziellen Nachteil habe. Verkaufe ich es für 101 EUR, so habe ich damit einen Deckungsbeitrag von 1 EUR erzielt. Verkaufe ich es für weniger …. naja! Dieser Deckungsbeitrag von 1 EUR reduziert nun seinerseits die fixen Kosten des Unternehmens. Habe ich das Produkt häufig genug verkauft, habe ich irgendwann auch die fixen Kosten damit gedeckt, d. h. das Unternehmen kommt in die Gewinnzone. Diesen Punkt des Übergangs von der Verlust- in die Gewinnzone nennt man in der Fachsprache Break Even oder Break Even Point (kurz BEP). Kann ich das Produkt teurer verkaufen, ist der Break Even natürlich schneller erreicht. Mein Tipp: Kalkulieren Sie auch Ihr eigenes Gehalt und Ihre Raummiete (auch wenn im eigenen Haus) in die Fixkosten mit ein.

2. Die Markt-Sicht

In der Praxis bestimmt natürlich häufig der Markt den Preis von Produkten und Dienstleistungen. Wird das oben erwähnte Produkt, für das Sie einen Einstandspreis von 100 EUR errechnet haben, am Markt üblicherweise für 95 EUR gehandelt, haben Sie … entweder die Möglichkeit, die Herstellungs- oder Anschaffungskosten des Produktes zu reduzieren. … oder Sie finden entsprechende Mehrwerte und Vorteile Ihres Produktes gegenüber den Wettbewerbsprodukten. Vorteile, die auch einen deutlichen höheren Preis gerechtfertigen. Wird das Produkt z. B. zu 130 EUR gehandelt, dann können Sie gut die 130 EUR mithalten oder sogar günstiger anbieten. Die Überlegung ist jetzt lediglich, wie viele Produkte Sie verkaufen müssen, um diesen Break Even Point zu erreichen, und die Frage, ob das realistisch und machbar ist. Diese Frage können Sie nur selbst beantworten. Eine Möglichkeit um konkurrenzfähig zu bleiben, ist auch, die fixen und variablen Kosten zu reduzieren. Es gibt viele Möglichkeiten, ohne nennenswerten Komfortverlust Geld einzusparen.

Mein Tipp:

Betrachten Sie dazu zuerst die großen Ausgabeposten Ihres Unternehmens. Dort gibt es erfahrungsgemäß auch am meisten Einsparpotential. Brauchen Sie z. B. als neu gebackener Unternehmer von Anfang an den geleasten Porsche, um Ihren neuen Status als Geschäftsführer und Unternehmer gebührend nach außen zu tragen? Vielleicht genügt für den Anfang ja auch ein Fahrzeug der unteren Mittelklasse. Es ist viel schmerzhafter, seinem Umfeld später zu erklären, warum man den Porsche nun nicht mehr fährt. Bedenken Sie aber bei Ihren Sparmaßnahmen auch, dass das Unternehmen selbst nicht dabei leiden darf. Auf keinen Fall dürfen Einsparungen dazu führen, dass der Außenauftritt, wie auch Marketing und Vertrieb, oder das Produkt selbst darunter leidet. Denn damit schaden Sie sich am Ende selbst.

Fazit:

Den richtigen Preis für ein Produkt ermitteln, ist leider nicht so einfach, und lässt sich sicherlich auch in diesem Artikel nicht abschließend erörtern. Was ich hier in diesem Fachartikel grob beschreibe, beschäftigt in großen Unternehmen oft ganze Controllingabteilung. Denken Sie einmal an das Produkt „Auto“, mit seinen ganzen Einzelteilen.

Daher mein Rat:

Wenn Sie selbst nicht sicher sind, lassen Sie durch die Hilfe eines Fachkundigen unterstützen. Die Frage ist dabei nicht, ob Sie sich diese Unterstützung leisten wollen. Die Frage ist eher, ob Sie es sich leisten wollen, auf Unterstützung zu verzichten. (Dieser Artikel ist ein Beitrag zur Blogparade von Startup-Erfolg zur Frage: Was ist der richtige Preis für ein Produkt oder eine Dienstleistung?)

Weitere interessante Artikel zum Thema „Preisfindung“ und ebenfalls Teilnahmer an der Blogparade:

(leider sind einige Links daraus in der Zwischenzeit nicht mehr verfügbar)

  • Preisgestaltung im Online Business – von Jannick Erben
  • Wie Freelancer höhere Honorare erzielen – von Doris Doppler
  • Pricing –  von Reinhard Josef Huber
  • So finden Sie Ihren optimalen Stundensatz von Kerstin Boll
  • Den richtigen Preis für Ihre Dienstleistung bzw. Produkt finden von Nico Schubert
  • Preisgestaltung: Meine Tipps für den richtigen Preis – von Martin Grünstäudl
  • Finden Sie den richtigen Preis für Ihr Produkt –  von Bianca Schwacke
  • Blogparade Pricing –  von Nicole Arnitz

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