Die unüberwindbare Kluft zwischen Angebot und Nachfrage. Oder: Warum ich heute nicht in Hannover bin!

Die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage klafft  schon manchmal heftig auseinander, wie mein Erlebnis mit einem Trainingsanbieter zeigt:

Die Situation:

  • Ein Trainingsanbieter sucht per E-Mail-Anfrage nach einem qualifizierten Trainer mit folgenden Skills:
  • Vermittlung von diversen Inhalte aus Vertrieb: Neukundengewinnung, Kundenbeziehungspflege, nachhaltige Kundenpflege, Kommunikation mit dem Kunden, Vertragsverhandlungen, Umgang mit Konfliktsituationen und Vertriebscontrolling

Alles in allem:

  • Ein umfangreiches Programm, komprimiert auf 2 Trainingstage. Also allenfalls Zeit zur oberflächlichen Vermittlung der wichtigsten Basics.
  • Eine (ebenso umfangreiche) Agenda ist bereits vorgegeben. Skript und Inhalte incl. der Handouts für die Teilnehmer sollte der Trainer aber noch selbst erstellen.
  • Anreise zum Veranstaltungsort 400 km, d. h.  2 Übernachtungen vor Ort, um auch am ersten Tag entspannt durchstarten zu können.

Preisvorstellung pro Workshoptag: 500 EUR.

Auf Nachfrage erfahre ich: Dieser Preis ist natürlich inklusive aller Vorbereitungszeiten und Nebenkosten.

Also rechnen wir mal:

  • Für die beiden Trainingstage bezahlt der Anbieter 1.000 EUR
  • abzüglich Fahrtkosten: 2 x 400 km zu je 43 ct. = 344 EUR
  • abzüglich 2 Übernachtungen je 80 EUR = 160 EUR
  • bleiben mir also 496 EUR für die beiden Trainingstage.

Hinzu kommt nun die Vorbereitungszeit: Erstellung der  Traininungsunterlagen, Übungen, Skripte etc. Ein Aufwand, der erfahrungsgemäß weit über den Zeitaufwand des eigentlichen Trainings hinausgeht.

Bei einen Gesamtbruttoaufwand von geschätzten 6 Tagen ergibt sich ein Tagessatz von ca. 83 EUR, ein Stundensatz von etwas über 10 EUR.

Ein Trainer, der direkt vor Ort wohnt und keine Reisekosten und Reisezeiten kalkulieren muss, wäre eindeutig im Vorteil. Aber auch er kommt bei einer realistischen Kalkulation kaum über 25 EUR pro Stunde.

Ich war verblüfft!

Es ist einfach unglaublich! Der Trainingsanbieter machte auf seiner Internetseite einen recht professionellen Eindruck. Führungskräfte und Manager können sich dort zu unterschiedlichen Themen Seminare aussuchen. An die Qualifikation der eingesetzten Trainer scheint man bei diesen Preisvorstellungen allerdings keine allzu hohen Ansprüche zu haben.

Ein verlockendes Angebot für den Kunden

Von der Kundenseite klingt ein solches Angebot auf den ersten Blick verlockend. Ein günstiger Trainer, der den Trainingsanbieter seinen Verkaufspreis kostengünstig kalkulieren lässt. Oder umgekehrt: Ein Trainingsanbieter, der günstig anbietet und seine „Zulieferer“ entsprechend im Preis drückt. Doch auch Kunden sollten bei allzu günstigen Trainingsangeboten hellhörig werden und das Angebot hinterfragen.

Meine Entscheidung:

Ich habe dieses äußerst lukrative Angebot dankend abgelehnt.

Die gewonnene Zeit fülle ich nun mit einer sinnvollen Tätigkeit – z. B. mit Geld verdienen. :-)

Ob das Unternehmen wohl noch einen Trainer für das Training gefunden hat? f398dd7cacc14696b50018b4e4809592 Die unüberwindbare Kluft zwischen Angebot und Nachfrage. Oder: Warum ich heute nicht in Hannover bin!