Wer keinen Fisch mag, darf keinen Fisch kaufen …. Oder: Der Irrglaube von geposteten Toilettenbesuchen in sozialen Netzen.

„Was interessieren mich die Toilettenbesuche bildfremder Menschen …“

… dies war wieder einmal das Hauptargument, das mir bei einem Interessentengespräch entgegenschlug, als es um einen möglichen Einstieg des Unternehmens in soziale Netzwerke ging.

Ein Irrglaube, wie ich meine. Und ein Vorurteil, das meist von Menschen kommt, die sich mit diesen Netzwerken noch nicht oder bisher nur oberflächlich beschäftigt haben. Oder eben nur eine gute Ausrede zu haben, um etwas nicht tun zu müssen, was mittlerweile auch im Unternehmensumfeld einen absoluten Standard darstellt.

Natürlich wird in sozialen Netzen viel kommuniziert, viel gepostet. Sinnvolles, Interessantes, Nützliches, Wertvolles, und logischerweise auch viel Unnötiges und viel Müll. 

Die Herausforderung ist dabei, sich seinen eigenen Informationskanal richtig zusammenzustellen – also das Nützliche und Wertvolle vom Unwichtigen und Wertlosen zu trennen. Dies ist allemal geschickter als den neuen Medien komplett aus dem Weg zu gehen, da man mit seinem Boykott ja auch auf die wertvollen Informationen verzichtet.

Oder würden Sie zum Beispiel eine Stadt komplett meiden, nur weil es in dieser Stadt auch einen Marktplatz gibt, auf dem es frischen Fisch zu kaufen gibt, nur weil Sie keinen Fisch mögen? Nein – sicher nicht. Sie werden trotzdem in dieser Stadt einkaufen und sich dort wohlfühlen. Sie werden vielleicht sogar den Markt besuchen. Lediglich um den Stand mit den Fischen werden Sie einen großen Bogen machen. Oder vielleicht sogar hingehen und schauen, aber dann weitergehen.

Ähnlich verhält es sich bei den sozialen Netzen. Auf einer in sich neutralen Plattform sucht sich jeder seine Freunde und stellt sich Informationen zusammen, wie sie für ihn oder sie relavant oder wichtig sind. Wenn Sie sich mit Lieschen Müller virtuell „anfreunden“, werden Sie von nun an über alles informatiert, was Lieschen Müller für ihr Netzwerk bereitstellt.

Wer die Seite einer Wirtschaftszeitschrift oder der örtlichen Tageszeitung abonniert, erhält von nun an alle Nachrichten, die diese Wirtschaftszeitschrift bzw. die Tageszeitung postet. Auf diese Weise ist man oftmals deutlich schneller informiert, als andere, die die Zeitung erst am Folgetag in gedruckter Form lesen.

Und wer die Fanpage der „Trink- und Schluckspechte“ liked, erhält eben von nun an alle Informationen der „Trink- und Schluckspechte“. Und wenn Sie Lieschen Müller oder die Schluckspechte nicht mögen oder deren Postings für irrelevant halten, sollten Sie den Kontakt zu ihnen entfernen oder erst gar nicht aufnehmen.

Auf diese Weise stellt sich jedermann sein Portfolio selbst zusammen. Vergleichbar mit einer Stadt, in der sich jeder seine Freunde sucht und selbst entscheidet, welches Geschäft und welches Lokal er/sie besuchen möchte, und mit welchen Informationen er/sie gerne versorgt sein möchte.

Unternehmen haben bei diesem Spiel eine Doppelrolle: Sie sind einerseits Komsument,  andererseits haben sie die große Chance, sich in diesen Netzwerken mit Mehrwert zu präsentieren – In der Hoffnung, dass sie von möglichst viele Menschen wahrgenommen und abonniert werden.

So pflege auch ich mein eigenes Netzwerk mit Bedacht und scheue mich auch nicht, jemanden herauszulöschen, der mich ausschließlich mit unnötigen Informationen zuplätschert. Auf diese Weise lassen sich auch Postings von Besuchen gewisser gekachelter Räumlichkeiten weitgehend ausschließen.

Nur diese Entscheidung muss jeder selbst für sich treffen. Wer keinen Fisch mag, aber trotzdem den Fischstand besucht und Fisch kauft, darf sich zu Hause nicht über den toten Fisch in seiner Einkaufstasche wundern. So einfach ist das …

Und wann startet Ihr Unternehmen, sich in sozialen Netzwerken zu präsentieren?