Die Geschichte vom Einbrecher, der keiner ist, und vom geplatzten Geschäftsführer

Stellen Sie sich vor, Sie kommen am Abend nach Hause, Ihre Wohnungstür ist aufgebrochen und in Ihrer Wohnung macht sich ein Mensch zu schaffen, der dort die Gegenstände aus Ihrer Wohnung in seinen Lieferwagen räumt. „Ein Einbrecher“, denken Sie. Doch um den Hals hat er ein großes, gut lesbares Schild „Ich bin KEIN Einbrecher“. Sie beginnen zu grübeln: sieht aus wie ein Einbrecher, handelt wie ein Einbrecher, ist aber kein Einbrecher – weil es ja ausdrücklich drauf steht.

„So ein Blödsinn,“ werden Sie jetzt vielleicht denken – aber lesen Sie weiter.

Themenwechsel:

Vor einigen Tagen erhielt ich eine jener E-Mails, die kein Mensch dieser Welt braucht:  „Es ist endlich soweit“ offerierte mir der Text, meine schon lange erwartete kostenlose Softwareversion, für die ich mich wohl in einer geistigen Umnachtung vorregistriert haben muss, sei da. Sogar ein PDF-Dokument mit den Lizenzpapieren, ausgestellt auf meinen Namen und meine Adresse, hing als Anhang bei. Danach: ein langer Text mit vielen Bildern und Lobeshymnen über das Produkt, was aber für den weiteren Verlauf dieser Geschichte keine Rolle spielt.

Am Schluss der E-Mail kam der obligatorische Hinweis, dass ich mich natürlich von dem Newsletter abmelden könne. Doch Vorsicht ! ! !

Gleichzeitig warnte der Absender davor, mich abzumelden. Denn mit der Abmeldung gingen auch alle meine Lizenzen verloren. Und das wäre ja schließlich schade. Der dafür vorgesehene Button enthielt dann auch gleich noch den entsprechenden Warnhinweis: „Hier können Sie sich abmelden (nicht empfohlen)“.

Vorsichtshalber hatte der Absender aber vorgesorgt, damit ein unvorsichtiger Leser nicht vielleicht doch klickt: Denn der Button enthielt gar keinen Link.  Es war einfach nur ein Bild, und war genauso nutzlich wie der danebenliegende Button mit Text „Kontakt“. Weder die E-Mail noch die angegebene Webseite enthielt ein Impressum. Kontaktaufnahme: unmöglich !

Doch glücklicherweise enthielt die E-Mail eine Telefonnummer. Ich wollte nun wissen, wer oder was sich hinter diesem Ding verbirgt und rief an: Ich landete in einem Call-Center. Von einem versendeten Newsletter und irgendwelche Gratislizenzen wusste man dort nichts. Auf meine penetranten Rückfragen nannte man mir schließlich einen Herrn Dxxx aus Zxxx als juristischen Ansprechpartner und Geschäftsführer. Gleichzeitig wurde mir versprochen, ein sogenanntes „Ticket“ zu schreiben, um die Löschung meiner Daten zu veranlassen.

Parallel dazu schickte ich noch eine E-Mail an den mir genannten Geschäftsführer, in der ich ihn bat, mir die Löschung meiner Daten verbindlich zu bestätigen. Die weitere Kommunikation führten ich dann mit irgendeinem Call-Center- oder Support-Mitarbeiter über das Ticketsystem, eine Art „Chat“, bis ich im Verlauf des Chats auf die E-Mail an den Geschäftsführer Herrn Dxxx aus Zxxx hinwies. Danach wurde das Ticket ohne weitere Kommunikation geschlossen. Das letzte, was man mir im Chat mitteilte, war …

„Ein Herr Dxxx aus Zxxx sowie eine E-Mailadresse info@xxxx sind in unserem Hause nicht bekannt.“

Was hat diese Geschichte nun mit dem Einbrecher und dem Schild um den Hals zu tun?

Nun, ich hätte ja vermutet, dass es sich bei dieser E-Mail eindeutig um Spam handelt. Und jeder andere, der diesen Artikel bis hierhin gelesen hat, wird wahrscheinlich zu dem gleichen Ergebnis gekommen sein. Doch das ist falsch: Denn der erste Satz – noch vor der Einleitung in der E-Mail – stand dick und fett geschrieben:

„Diese E-Mail ist KEIN Spam!“

… genau wie beim Einbrecher – mit dem Schild um den Hals. :-)

Liebe E-Mail-Versender: Ob sich ein Adressat durch eine Mail belästigt fühlt oder diese als Spam empfindet, entscheidet einzig und allein der Empfänger der Nachricht, nicht der Absender. Und eine Mail, die unaufgefordert unter einem Vorwand einer vermeintlichen Vorregistrierung versendet wird, die weder eine Unsubcribe-Möglichkeit noch Kontaktdaten enthält, und die von einem Unternehmen kommt, bei dem sich der Geschäftsführer über Nacht in Luft auflöst, ist bei mir vor allem eines: SPAM !

Auf diese Weise habe nun leider meine Gratislizenzen verloren. Ich werde auch nie erfahren, welch faszinierende Software mich erwartet hätte. Was geblieben ist, ist die „gute Erinnerung“ an das Unternehmen und den über Nacht verschwundenen – möglicherweise geplatzten – Geschäftsführer.

Wenn Sie bis hierhin gelesen haben, dürfen Sie sich jetzt gerne wundern, oder den Kopf schütteln, oder auch laut lachen. Das überlasse ich Ihnen. :-)

Obligatorischer Hinweis: Diese Geschichte ist natürlich – wie viele meiner Geschichten – frei erfunden. Eine Ähnlichkeiten mit Unternehmen oder lebenden Personen wäre rein zufällig. Eine so unglaubliche Geschichte kann ja auch nur frei erfunden sein. :-)