Der Einkaufsbummel. Mein Tipp: Achten Sie auf die Feinheiten. Einen besseren Lehrmeister werden Sie nirgendswo finden.

Ich war unterwegs – Besorgungstour in der Stadt. Und man soll es nicht glauben, was man in 90 Minuten alles erleben kann, wenn man etwas sensibel auf das achtet, was während des eigenen Einkaufs rundherum im Laden passiert:

Bei meiner ersten Station wurde ich gerade Zeuge, wie ein Angestellter (vermutlich der Abteilungsleiter) seine Mitarbeiterin mit einem ordentlichen „Anschiss“ für den Arbeitstag „vorbereitete“. Ich hatte über eine ähnliche Situation schon einmal in meinem Beitrag „Die Umsatzverhinderer“ sowie in „Ersetzen Sie Standpauke durch gute Mitarbeiterführung“ beschrieben. Da soll ein Mitarbeiter mal entspannt bleiben und anschließend freundlich zu seinen Kunden sein, wenn er gleich am Morgen ordentlich „rund gemacht wird“ und danach auf den Kunden losgelassen wird. Ich habe die Standpauke von der Ferne beobachtet (wollte ja nicht stören) und bin dann auf den Mitarbeiter zugegangen mit der Frage, ob er denn jetzt Zeit für mich hätte. Gemerkt hat er meinen Wink mit dem Zaunpfahl aber offensichtlich nicht.

In einem anderen Markt erklärte die Verkäuferin an der Kasse gerade eine relativ alten Kundin, dass sie den Gutschein, der ihr gerade mit dem Kassenbon ausgedruckt wurde, im Internet einlösen könne. Sichtlich „begeistert“ über das vermeintliche „Geschenk“ bedankte sich die ältere Dame.

Mein Gedanke schweifte in diesem Moment jedoch in eine andere Richtung: Da lockt ein Einkaufsmarkt seine Kunden mit einem Gutschein zum Besuch eines Webshops und trägt damit selbst zum Ladensterben in den Innenstädten bei, während andere Geschäfte gemeinsam mit Kommunen und Experten sich darüber Gedanken machen, mit welchen Maßnahmen man die Innenstädte beleben könnte.

Ein paar Meter weiter fiel mir noch der Security-Mann auf – vor einem ganz normalen Ladengeschäft (!!!) in der Innenstadt. Obwohl ich mich weder in dem Laden noch in der Fußgängerzone irgendwie unsicher oder bedroht fühlte, erweckte seine Anwesenheit dann dennoch ein leicht mulmiges Gefühl bei mir. Denn irgendeinen Grund musste seine Anwesenheit ja haben.

Dann ging es weiter zum nächsten Einkauf. Gut beraten, gut bedient und freundlich. Na, da passt ja alles. Aber man sagt als Verkäufer an der Kasse nicht „wer möchte noch sein Geld loswerden“. Sicher werde ich nach dem Einkauf mit weniger Geld nach Hause gehen. Ich gehe einkaufen, weil ich etwas brauche (siehe dazu mein Beitrag zu Bedarf und Bedürfnisse). Und wenn ich dann noch ein gutes Produkt erhalte, gut beraten und freundlich bedient werde, dann bin auch bereit gutes Geld dafür zu zahlen – aber nicht um „mein Geld loszuwerden“. Es gibt viele Redewendungen, die wir über den Tag unachtsam aussprechen, ohne uns dabei Gedanken zu machen, was diese beim Gegenüber bewirken.

Soweit meine Erlebnisse aus meiner 90-minütigen Besorgungstour durch die Stadt. Für mehr Erlebnisse reichte die kurze Zeit leider nicht.

Mein Fazit:

Ich schreibe das hier nicht, weil ich Geschäfte oder Einkaufsmärkte schlechtreden möchte. Denn dann würde ich die Namen und Adressen nennen. Ich bin vielmehr der Meinung, dass jeder aus diesen Beispielen lernen kann, um es selbst besser zu machen und Fehler zu vermeiden. Ich möchte Sie einladen, bei Ihren nächsten Einkäufen mit offenen Augen und Ohren zu beobachten, was um Sie herum passiert. Wie verhalten sich Verkäufer/innen und Berater/innen ihren Kunden gegenüber? Wie wirkt das Geschäft insgesamt auf Sie? Fühlen Sie sich darin wohl? Warum (oder warum nicht)? Achten Sie auf diese Feinheiten und setzen Sie die daraus gewonnenen Erkenntnisse in Ihrem eigenen Unternehmen entsprechend um. Einen besseren Lehrmeister als die Realität werden Sie nirgendswo finden. Nicht in einem Buch und nicht in einem noch so guten Seminar.

Und außerdem gilt bei mir natürlich wie immer die Devise: Meine Geschichte (wie diese hier oben) sind natürlich frei erfunden. Ähnlichkeiten mit Personen oder Unternehmen wären rein zufällig und sind keinesfalls beabsichtigt. :-)

Empfehlenswert in diesem Zusammenhang ist auch mein „Buch zum Blog: Haben Sie die Kunden, die Sie sich wünschen“, das ich auf der Seite http://www.hubertbaumann.com/buchveroeffentlichungen/ näher vorstelle.