Industrie 4.0, Revolution, Hype,

Revolution oder Hype? Auf der Suche nach der „Industrie 4.0“!

Immer häufiger taucht er in letzter Zeit auch in meinem Umfeld auf – der Begriff der „Industrie 4.0“. Zuletzt in Verbindung mit einer Frage, wie Industrie 4.0 die Arbeitswelt verändern könnte. Wenige Tage zuvor stellte sich die Überlegung, ob man auf die Entwicklung der „Industrie 4.0“ mit einem adäquaten „Marketing 4.0“ reagieren müsse. Von „signifikanten Veränderungen in vielen Lebensbereichen“ war die Rede, teilweise gar von einer „Revolution“.

Ein guter Anlass, dieses Thema einmal zu hinterfragen:

Meine Beobachtungen der vergangenen Jahre sagen mir, dass in der modernen Welt immer wieder gerne mit Begriffen hantiert wird, weil sie gerade „hype“ sind. Hype, weil jeder darüber spricht und weil man darauf sein Marketing aufbauen und Umsatz generieren kann. Denken wir an Begriffe aus der Unternehmenssteuerung wie „Datamining“ oder „Big Data“, die vor einigen Jahren aufkamen und die mittlerweile in der Selbstverständlichkeit verschwunden sind.

Oder der Begriff „Cloud“, bei dessen Erwähnung insbesondere die Deutschen immer wieder zusammenzucken. Weil sie ihre Daten doch lieber auf dem heimischen PC oder auf einem Stick in der Jackentasche wissen als in einem unbekannten Universum, in dessen schwarzen Löchern alles Mögliche verschwinden könnte. Oder wissen Sie z. B., was die Abkürzung „BYOD“ bedeutet und was man damit macht?

Schlagworte über Schlagworte! Begriffe, die gerne großzügig verwendet, aber von jedem, den man fragt, anders ausgelegt und interpretiert werden. Das ist das Schöne daran: Man kann viel darüber reden, muss sich aber nicht festlegen.

Aber zurück zur „Industrie 4.0“:

Unter Industrie 4.0 verstehe ich die zunehmende Technisierung in allen Lebensbereichen, die Nutzung von Techniken, die uns Routinearbeiten im Beruf, im Alltag oder in der Freizeit abnehmen und die wesentlich individuellere Betreuung der Zielgruppe auf der Grundlage ihrer Lebensgewohnheiten. Zwei Kommentatoren haben dies vor ca. 4 Wochen zu einer ähnlichen Fragestellung in einem Kommentar in meinem Blog sehr gut und ähnlich beschrieben.

Als gutes Beispiel für Industrie 4.0 darf immer wieder gerne das selbstfahrende Auto herhalten, das meinen Terminkalender kennt und weiß, dass ich um 10:00 Uhr an einem Ort X sein muss. Unter Berücksichtigung der Straßenverhältnisse holt mich das Fahrzeug um 8:15 Uhr vor der Haustür ab und bringt mich punktgenau zu meinem Termin. Allerdings nicht ohne mich vorher per SMS über den Abholzeitpunkt zu verständigen und meinen Wecker auf die richtige Aufstehzeit zu programmieren. Wird an dem Vormittag mit einen erhöhten Verkehrsaufkommen gerechnet, klingelt mein Wecker 15 Minuten früher.

Ich war vor einigen Wochen auf einer IT-Messe, die sich den Focus „Industrie 4.0“ auf die Fahne geschrieben hatte. Ich wollte es wissen und sprach einige Aussteller provokant darauf an: Ich sei auf der Suche nach der Industrie 4.0 und ob man mir an diesem Stand wohl helfen könne. Tatsächlich erhielt ich überall nur verzweifelte Versuche, den Begriff ansatzweise zu erklären. Unter einem wohlklingenden neudeutschen Begriff wurden im Grunde die gleichen Produkte angeboten, wie sie auch schon in den letzten Jahren in ähnlicher Ausführung angeboten wurden?

Wie müssen wir nun auf die Entwicklung von Industrie 4.0 reagieren? Was ändert sich? Brauchen wir ein Marketing 4.0?

 

Für mich als Unternehmensberater hat sich bereits in den vergangenen 10 Jahren Einiges geändert. Um genau zu sein sogar sehr viel! Dies ist der Tatsache zu zollen, dass sich Menschen heutzutage anders und schneller informieren als sie dies früher getan haben. Die Tatsache, dass jeder jederzeit alle Informationen parat hat oder sich diese in kürzester Zeit besorgen kann, führt zu einer Beschleunigung der Informationsversorgung.

Wenn das die „Industrie 4.0“ ist, die gemeint ist, dann ist sie bereits seit vielen Jahr in vollem Gange. :-). Zusammen mit Business 4.0, Marketing 4.0 und der Unternehmensberatung 4.0 Vielleicht folgen auch irgendwann die im Tweet erwähnten Bosse 4.0 und Aufsichtsräte 4.0.

Für mich heißt dies, dass ich die Menschen an einer ganz anderen Stelle „abholen“ muss als früher, und vor allem zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt. Nämlich nicht dann, wenn der Kunde zum ersten Mal zur Ladentür hereinkommt, sondern bereits dann, wenn bei ihm das Bedürfnis zu einem Produkt oder einer Dienstleistung entsteht und er zum ersten Mal danach „googelt“.

Allerdings merke ich bei meinen Beratungsprojekten, dass ein Großteil der Unternehmen lange noch nicht so weit sind und an den klassischen Methoden festklammern. Möglicherweise so lange daran festklammern, bis sie nicht mehr in der Lage sind, andere innovativere Unternehmen noch einzuholen.

Industrie 4.0 – Wirklich eine Revolution?

Also ich denke, es wird sich mit den Entwicklungen, die Industrie 4.0 mit sich bringen wird (wie immer diese auch aussehen werden) sicherlich einiges verändern. Genau wie sich in den letzten Jahrzehnten immer wieder einiges verändert hat – manchmal mehr, manchmal weniger. Aber eine Revolution? Ich glaube nicht! Oder würden Sie im Nachhinein gesehen die Erfindung des Computers oder des Smartphones als eine „Revolution“ bezeichnen? Es kommt dabei sicherlich auf den Zeitpunkt an, von dem aus aus man die Entwicklung betrachtet.

Denn meist läuft die Veränderung schleichend. Der Mensch nimmt laufend an diesen kleinen Veränderungen teil, ohne sie bewusst zu registrieren. Sieht man die Entwicklung aus dem Standpunkt den 90er Jahren, sind Handy und Computer sicherlich sehr viel kleiner, besser und leistungsfähiger geworden. Betrachtet man die gleiche Technik aus dem Mittelalter heraus, ist es sehr wohl eine Revolution. Eine eher philosophische Betrachtung.

Ob ich die Frage nach Industrie 4.0 jetzt beantwortet habe? Ich glaube nicht. Aber vielleicht kommen einige meiner Leser/innen gerade ins Schmunzeln, nicken bestätigend oder möchten mir vehement widersprechen. Dann halten Sie sich bitte NICHT zurück. Lassen Sie uns an Ihren Gedanken teilhaben und hinterlassen Sie mir diese unten im Kommentarfeld. Oder geben Sie den Artikel über Facebook, Twitter & Co. an Ihr Netzwerk weiter.