Hubert Baumann / Daumen nach unten / sprachlos

Neue Corona-Hilfen – das bekommst Du wirklich !

Nachdem immer wieder das Gerücht umher geht, Ladeninhaber, deren Geschäft während der Corona-Pandemie geschlossen wurde, werden mit Überbrückungshilfe fürstlich entschädigt, habe ich mir die Richtlinien mal etwas näher zu Gemüte geführt.

Und so schaut’s aus:

Grundlage der Berechnung ist jeweils der Vergleich des aktuellen Monats gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres. Je nachdem, wie hoch Dein Umsatzeinbruch ist, erhälst Du eine %uale Überbrückungshilfe.

Diese ist gestaffelt von 40 % der Fixkosten (bei 30 % Umsatzeinbruch) bis maximal 90 % (bei mehr als 70 % Umsatzeinbruch).

Beispiel gefällig?

Nehmen wir also mal an, Du hattest einen Umsatzeinbruch von mehr als 70 % (das ist der höchstmögliche Anteil in der Staffel). Du erhälst also eine Überbrückungshilfe in Höhe von 90 % Deiner Fixkosten. Wohlbemerkt DEINER FIXKOSTEN.

Nehmen wir weiter an, Du hast ein kleines Ladengeschäft in der Fußgängerzone ohne Angstellte. Du zahlst im Monat 2.000 EUR an Miete, hast 100 EUR an Telefon- und Internetkosten und hast ein Leasingfahrzeug für 300 EUR pro Monat. An weiteren Fixkosten hast Du noch ein paar Versicherungen und sonstige Ausgaben in Höhe von 600 EUR. Du kommst also alles in allem auf Fixkosten in Höhe von 3.000 EUR pro Monat. …. also alles sehr vereinfacht gerechnet.

Von diesen 3.000 EUR werden Dir also 90 %, sprich 2.700 EUR in Form von Überbrückungsgeld ersetzt. Der Rest, also 300,00 EUR, gehen auf Deine Kappe.

Und was ist mit den 5.000 EUR, von denen sie in den Medien sprechen

Die 5.000 EUR, von denen die Medien und die Regierung sprechen, sind die Obergrenze, also der maximal mögliche Betrag, den man als Kleinunternehmer oder Selbständer erhalten kann. In diesem Fall müssen natürlich sowohl die Fixkosten als auch die Umsatzausfälle entsprechend hoch sein. Oder anders formuliert: Wer 5.000 EUR Überbrückungshilfe erhält, hatte auch entsprechend hohe Verluste.

Nun geht es weiter:

Den Antrag auf Überbrückungshilfe kannst Du nicht einfach selbst über ein Formular erledigen, sondern erfolgt zwingend über Steuerberater, Wirtschaftsprüfer oder Rechtsanwälte. Der Aufwand für den Steuerberater schlägt nochmals mit – sagen wir mal – ca. 250,00 EUR zu Buche.

Du hast Dich auf die Hinterfüße gestellt, und hast trotz Lockdown noch einen Umsatz von 2.000,00 EUR im Monat erzielt. Das sind umgerechnet ca. 100,00 EUR pro Arbeitstag. Der Erlös (also abzüglich Wareneinsatz) beträgt dann vielleicht 800,00 EUR. Von diesen 800,00 EUR zahlst Du dann die bei Dir verbleibenden Fixkosten in Höhe von 300,00 EUR, Deinen Steuerberater in Höhe von 250,00 EUR für die Beantragung der Corona-Hilfe, Deine Krankenversicherung und bestreitest Deinen Lebensunterhalt.

Es ist also ganz und gar nicht so, dass hier entgangene Umsatzerlöse ersetzt werden, wie der Eindruck vielleicht entstehen könnte und dass sich der Unternehmer nun während des Lockdowns zurücklehnt und auf seine Überbrückungshilfen wartet. Es wird lediglich ein Teil der entstandenen Fixkosten übernommen.

Vielleicht versteht ihr jetzt, warum viele Ladeninhaber da draußen regelrecht „auf dem Zahlfleisch“ gehen und auf eine baldige Öffnung ihrer Geschäfte drängen.

Der Beitrag darf gerne weitergeteilt werden.

Die Details gibt es hier zum Nachlesen: https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Themen/Schlaglichter/Corona-Schutzschild/2020-10-29-neue-corona-hilfen.html

Bereits angeschlagenen Unternehmen, aus welchen Branchen auch immer, empfehle ich in der aktuellen Situation, genau auszuloten, wie lange sie unter Betrachtung der verschiedenen Szenarien noch durchhalten. Auch wenn die Verpflichtung zur Anmeldung zur Insolvenz derzeit noch ausgesetzt, entstehen bei der Weiterführung des Unternehmens ja dennoch Kosten, die in ungünstigsten Falle zurückbezahlt werden müssen.

Beachten Sie bei der Weiterführung des Unternehmens bitte auch, dass Sie unter Umständen Anlaufkosten haben, wenn Sie Ihren Geschäftsbetrieb wieder aufnehmen – z. B. für den Einkauf aktueller Ware oder Rohstoffen. Bei der Analyse bin ich gerne behilflich.