„Wem etwas nicht passt, der kann ja gehen!“
Kennen Sie diese Formulierung? Vielleicht haben Sie sie selbst schon einmal aus dem Munde eines Geschäftspartners oder eines Vorgesetzten gehört. Und vielleicht haben Sie sich dabei gedacht „Naja, was würde passieren, wenn ich nun tatsächlich mein Bündel packe, aufstehe und gehe?“ Immerhin kann eine solche Aussage ja durchaus als Kündigung verstanden werden. Am Ende sind Sie dann wahrscheinlich aber doch sitzen geblieben. Aber mit einem äußerst unguten Gefühl im Bauch, und dem Wissen genau eben gerade gegen Ihre eigene Überzeugung gehandelt zu haben.
Vielleicht ist eine solche Aussage auch schon einmal gefallen, als Sie sich intern über einen Kunden unterhalten haben. „Wenn dem was nicht passt, kann er ja woanders einkaufen …“
„Aber nein, so war diese Aussage doch schließlich nicht gemeint …“
…. hätten Sie vielleicht auf Ihre Reaktion als Antwort erhalten. Aber wie dann? Nur zur Demonstration der eigenen Größe und Macht dem anderen gegenüber? Dass man könnte, wenn man wollte? Aber man will ja nicht. Oder ist es eher ein Zeichen der eigenen Ohnmacht? Die Ohnmacht, keine eigenen Argumente mehr zu haben? Oder die Ohnmacht, die (möglicherweise besseren) Argumente des anderen nicht akzeptieren zu wollen? Die Befürchtung, durch das Akzeptieren einer anderen Meinung selbst an Macht zu verlieren?
Wie oder was auch immer? Ein Zeichen von guter Führung und Mitarbeitermotiviation ist es definitiv nicht. Ein Geschäftspartner oder Mitarbeiter, der unter einer solchen Voraussetzung eine Arbeit verrichtet, arbeitet in der Regel nicht aus eigener Überzeugung.
Er macht – wie man so schön sagt – Dienst nach Vorschrift!
Die Folgen: Frustration, Stress und innere Kündigung, die sich häufig in Form einer höheren Krankheitsanfälligkeit, Burnout und anderen Begleiterscheinungen sowohl auf den Mitarbeiter, als auch in Folge wiederum auf das Unternehmen auswirken.
Dabei muss es in der Praxis nicht einmal unbedingt so krass sein, wie oben beschrieben. Ein Mitarbeiter, der wiederholt versucht gute Ideen einzubringen, die aber generell ignoriert werden, wird in Folge eines definitiv nicht mehr machen: Gute Vorschläge!
Das Ergebnis ist das gleiche wie oben (nur nicht so krass halt), aber dennoch: Dienst nach Vorschrift!
Ein Vorteil ist daraus nicht erkennbar, sondern ausschließlich Nachteile – auf beiden Seiten. Aus der immer herbeigeschworenen Win-Win-Situation wird eine Lose-Lose-Situation für Mitarbeiter und Unternehmen. Eine Situation, die sich in aller Regel auch nach außen auswirkt: Denn auch ein Kunde merkt, wenn in einem Unternehmen etwas schiefläuft und er vielleicht auch als Kunde dort nicht gern gesehen ist (selbst wenn äußerlich betrachtet freundlich bedient wird).
Doch in der Praxis sind es nicht nur verbale Ausagen oder Redewendungen, die den Mitarbeiter frustrieren? Manchmal ist es auch „nur“ der kritische verständnislose oder vorwurfsvolle Blick oder eine Geste. Passiert dies nicht nur einmal, sondern wiederholt oder in Kombinationen miteinander, kann dies durchaus entsprechende Auswirkungen. All diese Dinge ständig und bewusst im Griff zu haben und alle kritischen Momente zu unterdrücken, ist kaum möglich und kostet Unmengen an Energie.
Was hilft ist eine generelle Änderung der Grundeinstellung – der Grundeinstellungen gegenüber sich selbst und gegenüber den Mitarbeitern.
Denn die Wirkung, die Sie gegenüber anderen ausstrahlen, besteht nicht nur aus dem, was sie sagen und tun. Sie besteht im Wesentlichen aus Ihrer inneren Einstellungen gegenüber anderen, die Sie in Form von Handlungen, Sprache, Gestik usw. zum Ausdruck bringen. Ändern Sie diese Einstellung, wird sich auch Ihr Sagen und Tun und Ihre Gestik ändern, mit mit diesen auch Ihr Umfeld Ihnen gegenüber.
Ein früherer Chef von mir sagte einmal:
„Wenn irgendjemand in diesem Unternehmen einen meiner Mitarbeiter anschwärzt, weil dieser eigenverantwortlich etwas getan hat, was sich hinterher als falsch erwiesen hat, dann bekommt er Ärger mit mir. Geht dagegen etwas schief, weil der Mitarbeiter wissentlich untätig war, dann bekommt den Ärger der Mitarbeiter.“
Diese Vorgehensweise funktioniert in einem kollegial geführten Unternehmenssystem (ich arbeite und handele selbst schon seit vielen Jahren danach). In einem autoritär geführten System funktioniert sie dagegen leider nicht. Denn dort funktioniert der Mitarbeiter ausschließlich auf Befehl und nach Vorschrift. Erhält er eine Anweisung, führt er diese aus, selbst wenn sie ihm noch so unsinnig erscheint. Erhält er keine, tut er nichts. Ein reiner Selbstschutz, um Ärger gegen sein eigenmächtiges Tun zu vermeiden. Selbst wenn in diesem Moment die Welt untergehen würde – er würde auf eine entsprechende Anweisung warten, bevor er etwas tut.
Oder um Firmeninhaber Robert Bosch zu zitieren: Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne zahle.“ (Quelle //www.gutzitiert.de/zitat_autor_robert_bosch_thema_lohn_zitat_575.html)
…. und das Zahlen der guten Löhne ist im übertragenen Sinne sicherlich nicht nur monetär gemeint, sondern bezieht sich in nicht unerheblichem Umfang auch auf die gute Behandlung der eigenen Mitarbeiter, Geschäftspartner und Kunden.
Wie immer gilt mein abschließender Hinweis: Dieser Beitrag ist natürlich frei erfunden. Ähnlichkeiten mit Unternehmen oder Personen wären rein zufällig. :-)